OpenAI erweitert ChatGPT um eine direkte Internet-Suchfunktion und verändert damit die Art, wie Informationen abgerufen und verarbeitet werden. Welche Strategien künftig noch funktionieren – und welche nicht.
Statt eine klassische Suchmaschine zu nutzen, erhalten Nutzer ihre Antworten in KI-Suchmaschinen direkt und in Dialogform und müssen die Quellen nicht mehr anklicken. Dadurch werden die Reichweiten über Suchmaschinen in Zukunft eher nachlassen. Doch was bedeutet das für Publisher?
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Eingeschränkte Klickzahlen durch „versteckte“ Quellen
ChatGPT präsentiert Antworten als Fließtext und verlinkt zwar Quellen wie Perplexity nur noch als Fußnote, diese werden jedoch oft nur über zusätzliche Klicks sichtbar. Für viele Anfragen erhalten Nutzer also die gesuchte Information, ohne die Original-Websites besuchen zu müssen oder überhaupt zu sehen, woher die Information eigentlich stammt.
Das stellt besonders für Betreiber von Websites mit allgemeinen oder leicht reproduzierbaren Inhalten eine Herausforderung dar. Um dennoch Klicks zu generieren, müssen Inhalte so aufbereitet werden, dass sie über das Basiswissen hinausgehen und einen echten Anreiz für den Website-Besuch bieten – etwa durch tiefergehende Einblicke oder Leistungen, die keine Suchmaschine bieten kann.
Bevorzugte Quellen durch Verlagskooperationen
OpenAI hat zudem erste Kooperationen mit großen Verlagen geschlossen, deren Inhalte bevorzugt in ChatGPT-Antworten verwendet werden. Bei ersten Tests zu politischen Suchanfragen waren fast ausschließlich Inhalte aus dem Springer Verlag (Bild, Welt) zu sehen. Und hier zeigt sich ein massives Problem: Kleinere und unabhängige Publisher könnten dadurch bei der Quellenauswahl benachteiligt sein, was ihre Reichweite weiter reduziert.
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Welche Inhalte künftig an Bedeutung gewinnen
Mit der einfachen Bereitstellung von Grundinformationen steigt der Wert von Inhalten, die sich durch Exklusivität und Einzigartigkeit auszeichnen. Website-Betreiber sollten sich auf folgende Formate fokussieren:
- Exklusive Daten und Insights: Informationen wie eigene Marktanalysen, Studien oder Umfrageergebnisse bieten Nutzern einen einzigartigen Mehrwert und können nicht leicht von KI-Systemen reproduziert werden. Diese exklusiven Inhalte können leicht identifiziert werden und dürfen nicht einfach von anderen übernommen werden.
- Detaillierte Fachanalysen und Meinungsbeiträge: Inhalte, die auf Expertenwissen und tiefgehenden Analysen beruhen, bieten einen Mehrwert, den Nutzer in standardisierten ChatGPT-Antworten nicht finden. Sprachmodelle sind nicht dafür gebaut, eigene Meinungen zu entwickeln.
- Interaktive und multimediale Inhalte: Infografiken, Videos und interaktive Tools bieten ein Nutzererlebnis, das ChatGPT in Textform nicht vollständig wiedergeben kann.
- Lösungsorientierte Anwendungsfälle: Konkrete Ratgeber und Tutorials, die spezifische Problemstellungen adressieren, schaffen Anreize für direkte Website-Besuche. Wer darüber hinaus konkrete Leistungen anbietet, die KI-Tools nicht bieten können, kann weiterhin auf relevante Reichweiten und Umsätze hoffen.
Durch den Fokus auf einzigartige und tiefgehende Inhalte können Website-Betreiber auch unter den neuen Bedingungen die eigene Relevanz sichern und langfristig von einer erhöhten Sichtbarkeit profitieren.
Welche Inhalte künftig nicht mehr funktionieren werden
Künftig werden vor allem einfache, standardisierte Inhalte, die schnell und ohne kontextuelle Tiefe vermittelt werden können, an Bedeutung verlieren, da sie direkt in KI-Suchmaschinen wie ChatGPT angezeigt werden. Zu diesen gehören:
- Glossare und Definitionen: Einfache Erklärungen zu Begriffen oder Fachwörtern, wie sie in Glossaren vorkommen, werden häufig direkt in KI-Antworten ausgegeben. Nutzer müssen für Definitionen zu allgemeinen Begriffen und Konzepten keine speziellen Websites mehr aufrufen.
- Biografien und Personenbeschreibungen: Standardisierte Informationen zu öffentlichen Persönlichkeiten, wie sie oft in Biografie-Sektionen auf Webseiten zu finden sind, lassen sich von KI-gestützten Suchsystemen schnell generieren. Nur tiefere, persönliche oder wenig bekannte Details könnten einen Klick auf die Originalquelle noch rechtfertigen.
- Allgemeine Fakten, Zusammenfassung und Statistiken: Basisdaten zu gängigen Themen, wie demografische Angaben, historische Ereignisse oder öffentlich zugängliche Statisiken und Daten, können von KI-Systemen auf Basis frei zugänglicher Quellen direkt bereitgestellt werden. Nutzer müssen für einfache Fakten nicht mehr auf externe Websites zugreifen. Für Publisher lohnt es sich irgendwann in der nahen Zukunft nicht mehr, öffentlich verfügbare Daten einfach neu zusammenzufassen.
- Wetterberichte und einfache Reiseinformationen: Informationen zu Wetter, Ortsdaten, Zeitzonen oder Währungen lassen sich direkt anzeigen. Für lokale Wetterberichte oder schnelle Reiseinformationen werden entsprechende Seiten weniger aufgerufen.
- FAQ-Seiten mit Standardfragen: Allgemeine Fragen, die häufig gestellt werden („Was ist…?“ oder „Wie funktioniert…?“), können KI-Suchmaschinen direkt beantworten. Besonders betroffen sind hier FAQs, die nur oberflächliche Antworten geben.
- Reine Produktinformationen und Spezifikationen: Grundlegende Produktdetails, wie technische Spezifikationen oder einfache Produktbeschreibungen, die oft in Online-Shops zu finden sind, lassen sich durch KI leichter lesbar zusammenfassen. Solche Informationen sind oft nicht einzigartig und daher schnell direkt im Chatbot abrufbar. Für Nutzer wird es wesentlich leichter, diese ansonsten verstreuten Detailinformationen zu finden, ein Klick wird dafür künftig nicht mehr nötig sein.
Diese Entwicklung bedeutet, dass Inhalte, die echten Mehrwert bieten – beispielsweise exklusive Daten, fundierte Analysen, tiefere Kontextualisierungen oder interaktive Erlebnisse – künftig wichtiger sein werden.
Problem der KI-Suche: Sprachmodelle können ihre Antworten nicht prüfen
Ein Problem wird die KI-“Antwortmaschinen” auch künftig begleiten: die Qualität ihrer Antworten ist nicht immer zuverlässig. KI hat keinen Begriff von Wahrheit und kann nur auf Basis von Trainingsdaten und statistischen Wahrscheinlichkeiten Information erzeugen. Ob sie wahr sind, ist den Sprachmodellen völlig gleichgültig. Es bleibt also am Menschen, die Ausgaben zu überprüfen – und das wird vielen nicht gelingen.
Wenn KI-Suchmaschinen Informationen falsch interpretieren, kann dies erhebliche Probleme verursachen. KI-Modelle basieren auf komplexen Algorithmen und sind darauf angewiesen, aus riesigen Datenmengen korrekte Schlüsse zu ziehen. Doch selbst kleine Fehlinterpretationen können zu verzerrten, ungenauen oder sogar falschen Auskünften führen, die direkt in den Antworten der KI angezeigt werden – ohne den Nutzer auf eine verlässliche Quelle weiterzuleiten.
Dies hat fatale Folgen:
Verbreitung von Fehlinformationen: Da KI-Suchmaschinen Informationen ohne Quellenprüfung ausgeben, können sie falsche Daten verbreiten, die Nutzer für verlässlich halten. Das Risiko ist besonders hoch, wenn KI-Systeme Aussagen aus dem Zusammenhang reißen oder ungenaue Interpretationen als Fakten ausgeben.
Verlust an Vertrauen: Nutzer erwarten von Suchmaschinen korrekte und geprüfte Informationen und können sich auf bestimmte Quellen verlassen. Wenn diese Quellen nicht mehr sichtbar sind, verlässt man sich auf die Zuverlässigkeit von KI-Tools, die allerdings für die Korrektheit ihrer Antworten nicht haften können.
Fehlerhafte Entscheidungsgrundlagen: Viele Nutzer verlassen sich auf KI-Antworten für berufliche, finanzielle oder gesundheitliche Entscheidungen. Falsch interpretierte Informationen (z.B. zum Thema Finanzberatung) können dazu führen, dass Menschen auf Basis dieser Antworten folgenschwere Fehlentscheidungen treffen.
Vernachlässigung von Expertenwissen: KI-Systeme geben häufig Informationen aus, ohne Expertenquellen oder fachliche Zusammenhänge klarzustellen. Dies kann dazu führen, dass wissenschaftlich oder fachlich fundierte Informationen durch oberflächliche oder unvollständige Darstellungen ersetzt werden.
Manipulation durch autoritäre Regime: Regime wie Russland oder China können KI-Tools so regulieren, dass regierungskritische Informationen vollständig eliminiert werden. Demokratien basieren auf einer offenen und vielfältigen Medienlandschaft. Wer Informationen kontrolliert, kontrolliert auch die Bevölkerung.
Rechtliche und ethische Risiken: Die Ausgabe ungenauer Informationen durch KI-Systeme wirft auch rechtliche und ethische Fragen auf. Wenn fehlerhafte Informationen ohne klaren Hinweis auf die Herkunft verbreitet werden, könnte dies zu Haftungsfragen führen, insbesondere wenn die Informationen einen Schaden verursachen.
Die Fehlinterpretation von Informationen durch KI-Suchmaschinen gefährdet nicht nur die Quellen wie zum Beispiel die Wikipedia oder Verlage, sondern auch die Qualität und Verlässlichkeit der bereitgestellten Auskünfte und kann weitreichende negative Konsequenzen für Nutzer, Unternehmen und die öffentliche Informationslandschaft haben.
Die Rechtmäßigkeit der neuen KI-Anbieter steht auf dem Prüfstand
In den USA haben verschiedene Verlage den Anbieter Perplexity verklagt, weil Informationen ihrer Publikationen ungeprüft und ohne Lizenz wieder gegeben wurden. Der Ausgang des Verfahrens wird wegweisend für den Umgang von KI-Tools, die das Web als Datenbank missbrauchen, obwohl die dort bereitgestellten Informationen auch ein Copyright haben, wie jedes schöpferische Werk.
Der EU AI Act schafft künftig verbindliche Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz innerhalb der EU und fordert hohe Standards in Transparenz, Datensicherheit und Überwachung. KI-Anbieter müssen offenlegen, wie ihre Systeme arbeiten, und besonders hochriskante Anwendungen unterliegen strengen Prüf- und Dokumentationspflichten. Der Act verbietet zudem KI-Anwendungen, die als gefährlich für Grundrechte gelten.
Ab 2026 soll dieser Rechtsrahmen auch durchgesetzt werden und gewährleisten, dass KI-Technologien verlässlich und sicher sind – und gibt Nutzern zugleich mehr Kontrolle und Vertrauen in den Umgang mit ihren Daten.
Ob die bestehenden Systeme also künftig in dieser Form überhaupt legal sein werden, wird sich erst noch zeigen. Die nächsten zwei Jahre werden also komplett unregulierte Auswüchse auf dem Feld der Künstlichen Intelligenz hervorbringen. Ob diese aber den rechtlichen Überprüfungen standhalten werden, ist bisher noch nicht ansatzweise geklärt. Unternehmen sollten den Markt also genau beobachten, aber nicht in Aktionismus verfallen.
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